Viele Babys und auch Eltern haben es in den ersten Monaten nicht leicht. Bei jedem vierten bis fünften Kind treten Regulationsstörungen auf. Diese äußern sich durch exzessives Schreien, Schlafstörungen oder Fütterungsprobleme. Sehr häufig gehen sie mit Bauchschmerzen, Blähungen und Koliken einher. Aus diesem Grund wurden die Regulationsstörungen früher auch Dreimonatskoliken genannt. Der Verdauungstrakt und vor allem die Darmflora von Neugeborenen sind erst ab ca. dem 4. Lebensmonat vollständig ausgereift, bis dahin entstehen viele Gase, die Schmerzen, Blähungen und Verstopfungen verursachen. Oft entsteht ein Teufelskreis: Durch das viele Schreien schlucken die Säuglinge vermehrt Luft, was wiederum zu vermehrten Blähungen führen kann.
Echtem Kümmel (lat. Carum Carvi) wird eine beruhigende, entblähende und entkrampfende Wirkung bei Magen-Darm-Beschwerden nachgesagt. Wie die beliebten Kümmelzäpfchen wirken, wann und wie sie zum Einsatz kommen sollten und welche Alternativen es gibt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Achtung: Natürlich kann auch immer eine medizinische Ursache hinter den Magen-Darm-Beschwerden stecken. Darum sollten dauerhaft vorkommende Bauchschmerzen immer zeitnah ärztlich abgeklärt werden.
Wie wirken Kümmelzäpfchen?
Carum Carvi Zäpfchen gehören zu den homöopathischen Arzneimitteln. Der pflanzliche Wirkstoff soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und so eine natürliche Linderung der Beschwerden erzielen.
Kümmel enthält ätherische Öle. Diese wirken entkrampfend und entspannend. Sie regen die Darmtätigkeit an und fördern die Verdauung. Zusätzlich hat das Kümmelöl eine antibakterielle Wirkung.
Schon seit ungefähr 5000 Jahren ist Kümmel für seine verdauungsfördernden und bekömmlichen Eigenschaften bekannt und beliebt und gilt daher in Form von Gewürz, Tee oder Massageeöl als traditionelles Heilmittel bei Magen-Darm-Beschwerden. Auch während der Stillzeit kommt Carum Carvi dank seiner milchbildenden Eigenschaften in Teemischungen zum Einsatz.
Kümmelzäpfchen bestehen aus Extrakten der Kümmelsamen und enthalten die beschriebenen ätherischen Öle. Sie werden direkt in den Enddarm eingeführt und lösen sich dort durch die Körperwärme innerhalb weniger Minuten auf. Der Wirkstoff wird dann schnell über die Darmschleimhaut aufgenommen, sodass die entkrampfende Wirkung binnen kürzester Zeit (ca. 30 Minuten) einsetzt.
Können Kümmelzäpfchen Nebenwirkungen aufweisen?
Es sind keine Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt.
In seltenen Fällen kann jedoch eine Allergie gegen Kümmel auftreten. Ein Körper kann erst Allergien bilden, nachdem er das erste Mal mit etwas in Kontakt gekommen ist. Beim zweiten Kontakt mit dem allergieauslösendem Stoff, reagiert das kindliche Immunzentrum mit Warnsignalen, wie Rötung oder Schwellung. Dann sollte man die Zäpfchen selbstverständlich nicht weiter geben.
Ab welchem Alter darf man Babys Kümmelzäpfchen geben?
Die Altersangaben unterscheiden sich je nach Hersteller. Die Carum Carvi Baby-Kümmelzäpfchen von Pädia dürfen bereits ab der Geburt verwendet werden. Sie bestehen nur aus Kümmel und Hartfett.
Die Carum Carvi comp. Säuglingszäpfchen vom Arzneimittel Hersteller Wala dürfen ab einem Alter von drei Monaten eingesetzt werden. Neben Kümmelextrakt enthalten diese Zäpfchen Wasser sowie weitere homöopathische Wirkstoffe der Tollkirsche, Kamille und des virginischen Tabaks.
Die Carum Carvi Kinderzäpfchen von Wala sind etwas höher dosiert und daher erst für Kinder zwischen einem und sieben Jahren geeignet. Auch diese Zäpfchen enthalten neben Kümmel noch Wasser, Tollkirsche, Kamille und virginischen Tabak.
Was muss man über Dosierung und Anwendungsdauer der Kümmelzäpfchen wissen?
Die Dosierung ist abhängig vom Alter des Kindes und vom Hersteller der Zäpfchen. Pädia empfiehlt ein bis zwei Kümmelzäpfchen am Tag zu geben. Der Hersteller Wala gibt an, dass pro Tag ein bis drei Zäpfchen verabreicht werden können. Für Säuglinge sollten die Zäpfchen dazu der Länge nach geteilt werden. Bezüglich der Anwendungsdauer gibt es keine genauen Angaben. Im Normalfall sollte die Behandlung aber nach einer Woche abgeschlossen sein.
Sollten sich nach fünf Tagen keine Besserungen einstellen oder sich der Zustand des Kindes sogar verschlechtern, sollte man unbedingt den Kinderarzt oder die Kinderärztin aufsuchen.
Wo kann man Kümmelzäpfchen kaufen und wie teuer sind sie?
Carum Carvi Zäpfchen können rezeptfrei in der Apotheke oder online gekauft werden. Meist werden sie im 10er Pack angeboten und kosten zwischen 6 und 10 Euro.
Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für homöopathische Arzneimittel für Kinder unter zwölf Jahren. Für eine Erstattung braucht man ein (grünes) Rezept vom Kinderarzt oder der Kinderärztin sowie den Kassenbeleg der Apotheke bzw. die Rechnung des Onlineshops. Beides wird dann bei der Krankenkasse eingereicht und in vielen Fällen erstattet.
Wie werden Kümmelzäpfchen am besten verabreicht?
Als erstes sollten die Hände gewaschen werden. Man kann das Zäpfchen dann erst noch mit den Händen leicht erwärmen, bevor man es vorsichtig aus der Verpackung löst. Wenn es noch geteilt werden muss, sollte es der Länge nach durchgeschnitten werden.
Am besten gelingt das Einführen des Zäpfchens in einer entspannten, warmen Umgebung. Die Beine und der Rumpf des Babys sollten weit gebeugt werden. Ob es dabei auf dem Rücken oder der Seite liegt, ist euch überlassen. Nun wird das Zäpfchen mit der stumpfen Seite voran langsam und vorsichtig in den After eingeführt, bis es ganz darin verschwindet. Damit das Zäpfchen nicht gleich wieder rausgedrückt wird, kann es helfen, einen Augenblick die Pobacken des Kindes zusammendrücken.
Meine Erfahrungen
Als Kinderphysiotherapeutin habe ich schon viele Babys mit dem Begleitsymptom Bauchschmerzen behandelt. Oft haben die Eltern dann bereits von der Hebamme oder dem Kinderarzt / der Kinderärztin die Empfehlung für Kümmelzäpfchen bekommen. Zahlreiche Familien sind begeistert von der Wirkung der Carum Carvi Zäpfchen, andere können keine Verbesserung der Beschwerden feststellen. Zu bedenken dabei ist allerdings auch, dass nicht immer alle Babys unter Bauchschmerzen leiden, nur weil sie oft weinen und es im Magen grummelt.
Bei eindeutigen Koliken und Blähungen sind Kümmelzäpfchen meiner Meinung nach immer einen Versuch wert, da sie rein pflanzlich sind und keine Nebenwirkungen aufweisen, aber oft eine Erleichterung für die Kleinen und deren Magen-Darm-Beschwerden bringen.
Welche Einsatzmöglichkeiten von Kümmel gibt es noch?
Stillmütter können selbst Kümmel essen oder Kümmeltees trinken und so den Wirkstoff über die Milch weitergeben. Außerdem wirken sich klassische Stilltees wie Anis-Fenchel-Kümmel-Tee positiv auf die Milchbildung aus.
Eine tolle Möglichkeit zur Linderung der Schmerzen und Blähungen ist eine Bauchmassage mit dem Baby-Bäuchlein-Massageöl. Es enthält neben Anis und Fenchel auch Kümmel.
Welche Alternativen gibt es zu den Kümmelzäpfchen?
- Alternativ können Arzneimittel mit dem Wirkstoff Simeticon wie Lefax® Abhilfe schaffen. Das entschäumende Medikament hilft, die Gasansammlungen im Darm aufzulösen und lindert so die Beschwerden der Kleinen.
- Verschiedene Tragemöglichkeiten wie der Fliegergriff oder das Tragen in einem Tuch oder einer Trage können die Darmtätigkeit positiv beeinflussen.
- Fahrradfahren mit den Beinen des Babys in Rückenlage oder kreisende Bewegungen der Beine im Uhrzeigersinn, also in Richtung der Darmperistaltik kann Abhilfe schaffen.
- Regelmäßiges Liegen in der Bauchlage kann durch den Druck des Untergrunds helfen.
- Ein Bad oder ein warmes Kirschkernkissen auf dem Bauch können Schmerzen lindern.